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1 Was ist die Shell?

Die Shell ist ein Programm, mit dessen Hilfe das System die Benutzerbefehle verstehen kann. Aus diesem Grund wird die Shell auch oft als Befehls- oder Kommandointerpreter bezeichnet.


1.1 Sinn und Zweck

In einem klassischen Unix-System (ohne die grafische Oberfläche X) greifen die Benutzer über Terminals auf das System zu. Auf diesen Terminals können nur Textzeichen dargestellt werden. Um dem Benutzer die Arbeit mit dem System effektiv möglich zu machen, gibt es die Shell. Die Shell wird dabei für drei Hauptaufgaben benutzt:

  • Interaktive Anwendung (Dialog)
  • Anwendungsspezifische Anpassung des Unix-Systemverhaltens (Belegen von Umgebungsvariablen)
  • Programmierung (Shell-Skripting). Zu diesem Zweck stehen einige Mechanismen zur Verfügung, die aus Hochsprachen bekannt sind (Variablen, Datenströme, Funktionen usw.).

Ursprünglich handelte es sich dabei um ein relativ einfaches Programm, der Bourne Shell (wird oft auch Standard-Shell genannt). Dies ist praktisch die Mutter aller Shells. Aus dieser entwickelten sich im Laufe der Zeit mehrere Varianten, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen. Da es unter Unix kein Problem darstellt den Kommandointerpreter auszutauschen, stehen auf den meisten Systemen mehrere dieser Shells zur Verfügung. Welche Variante ein Benutzer verwenden möchte ist reine Geschmackssache.


1.2 Die Qual der Wahl

Um die Auswahl einer Shell zu erleichtern, werden hier die wichtigsten Varianten kurz vorgestellt. Sie sind aufgeteilt in Einfach- und Komfort-Shells. Die Komfort-Shells zeichnen sich durch komfortablere Funktionen zur interaktiven Bedienung aus, während die Einfach-Versionen üblicherweise für die Programmierung benutzt werden.

Einfach-Shells:

  • Die Bourne- oder Standard-Shell (sh) ist die kompakteste und einfachste Form. Sie bietet schon Mechanismen wie die Umlenkung der Ein- oder Ausgaben, Wildcards zur Abkürzung von Dateinamen, Shell-Variablen und einen Satz interner Befehle zum Schreiben von Shell-Prozeduren. Neuere Versionen beherrschen auch das Job-Controlling. Für die Entwicklung von Shell-Skripten sollte man sich auf diese Shell beschränken, da sie auf praktisch allen Systemen zur Verfügung steht. So bleiben die Skripte portabel.
  • Die Korn-Shell (ksh), eine Weiterentwicklung der Bourne-Shell, erlaubt das Editieren in der Befehlszeile. Außerdem gibt es hier History-Funktionen um auf zurückliegende Befehle zurückgreifen zu können, eine Ganzzahl-Arithmetik, verbesserte Möglichkeiten zur Mustererkennung, Aliase und das Job-Controlling. Ein Alias ist dabei eine Abkürzung für einen Befehl. Beispielsweise kann man das häufig benutzte ls -la einfach durch la ersetzen. Unter Job-Controlling versteht man einen Mechanismus, mit dessen Hilfe der Benutzer die Ausführung von Prozessen selektiv stoppen oder fortsetzen kann.
  • Die C-Shell (csh) bietet ähnliche Annehmlichkeiten wie die Korn-Shell, lehnt sich aber in der Syntax sehr stark an die Programmiersprache C an. Sie sollte nach Möglichkeit nicht zur Shell-Programmierung benutzt werden, da sie an vielen Stellen nicht so reagiert, wie man es erwarten sollte.

Komfort-Shells:

  • Die Bourne-Again-Shell (bash) ist voll abwärtskompatibel zur sh, bietet aber von allen Shells die komfortabelsten Funktionen für das interaktive Arbeiten. Da die Bash ein GNU-Produkt ist, ist sie die Standard-Shell auf allen Linux-Systemen. Sie steht aber auch auf den meisten anderen Unixen zur Verfügung.
  • Die T-C-Shell(tcsh) verhält sich zur C-Shell wie die Bourne-Again-Shell zur Standard-Shell. Sie ist voll kompatibel, bietet aber zusätzliche Komfort-Funktionen.
  • Die Stand-Alone-Shell (sash) ist vor allem nützlich für die System-Recovery. Sie kann gegen statische Bibliotheken gelinkt werden und beinhaltet bereits (teilweise vereinfachte) Formen von Standard-Systemkommandos. Kann man also, nach einem System-Crash, eine statisch gelinkte sash erreichen, ist es oft möglich, mit ihrer Hilfe das System wiederherzustellen. Nähere Informationen finden sich auf en  http://www.canb.auug.org.au/~dbell/ und en  http://www.baiti.net/sash/.


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