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3 Wie sieht ein Shell-Skript aus?

Wie schon erwähnt, kann ein Shell-Skript beinahe alles, was eine richtige Programmiersprache kann. Dazu stehen mehrere Mechanismen zur Verfügung. Um den Umfang dieses Dokuments nicht zu sprengen, werden an dieser Stelle nur die wichtigsten vorgestellt.


3.1 Grundsätzliches

Zunächst soll die Frage geklärt werden, wie man überhaupt ein ausführbares Shell-Skript schreibt. Dabei wird vorausgesetzt, dass dem Benutzer der Umgang mit mindestens einem Texteditor ( vi,  emacs etc.) bekannt ist.


3.1.1 HowTo

Zunächst muss mit Hilfe des Editors eine Textdatei angelegt werden, in die der Quelltext geschrieben wird. Wie der aussieht, kann man anhand der folgenden Abschnitte und der Beispiele im Anhang erkennen. Beim Schreiben sollte man nicht mit Kommentaren geizen, da ein Shell-Skript auch schon mal sehr unleserlich werden kann.

Die Datei ist unter geeignetem Namen zu speichern. Bitte hierfür nicht den Namen test verwenden. Es existiert ein Unix-Systemkommando mit diesem Namen. Dieses steht fast immer eher im Pfad, d. h. beim Kommando test würde nicht das eigene Skript ausgeführt, sondern das Systemkommando. Dies ist einer der häufigsten und zugleich einer der verwirrendsten Anfängerfehler. Mehr zu dem test-Kommando unter  Bedingungen

Danach muss sie ausführbar gemacht werden. Das geht mit dem Unix-Kommando  chmod.

Rechte werden unter Unix getrennt für den Benutzer (user, u), die Gruppe (group, g) oder Andere (others, o) vergeben. Außerdem kann man die Rechte für Gruppen zusammen (all, a) setzen. Man kann getrennt die Rechte für das Lesen (read, r), das Schreiben (write, w) und die Ausführung (execution, x) einstellen. Um die Rechte zu setzen, muss man chmod in Parametern mitgeben, auf wen sich das Kommando bezieht, ob das Recht gesetzt (+) oder weggenommen (-) werden soll, und welche Rechte gemeint sind. Damit alle Benutzer das Skript ausführen dürfen, benutzt man das Kommando chmod ugo+x name oder einfach chmod +x name. Mit chmod u+x name hat nur der Besitzer der Datei Ausführungsrechte.

Dann kann das Skript gestartet werden. Da sich aus Sicherheitsgründen auf den meisten Systemen das aktuelle Verzeichnis nicht im Pfad des Benutzers befindet, muss man der Shell mitteilen, wo sie zu suchen hat: Mit ./name wird versucht, im aktuellen Verzeichnis (./) ein Programm namens name auszuführen.

Auf den meisten Systemen befindet sich im Pfad der Eintrag ~/bin bzw.  Bedingungen /home/benutzername/bin, das bedeutet, dass man Skripte, die immer wieder benutzt werden sollen, dort ablegen kann, so dass sie auch ohne eine Pfadangabe gefunden werden. Wie der Pfad genau aussieht kann man an der Shell durch Eingabe von echo $PATH herausfinden.


3.1.2 Rückgabewerte

Wenn unter Unix ein Prozeß beendet wird, gibt er einen Rückgabewert (auch Exit-Code oder Exit-Status genannt) an seinen aufrufenden Prozeß zurück. So kann der Mutterprozeß kontrollieren, ob die Ausführung des Tochterprozesses ohne Fehler beendet wurde. In einigen Fällen (z. B. grep) werden unterschiedliche Exit-Codes für unterschiedliche Ereignisse benutzt.

Dieser Rückgabewert wird bei der interaktiven Benutzung der Shell nur selten benutzt. Aber in der Programmierung von Shell-Skripten ist er von unschätzbarem Wert. So kann das Skript automatisch entscheiden, ob bestimmte Aktionen ausgeführt werden sollen, die von anderen Aktionen abhängen. Beispiele dazu sieht man bei der Beschreibung der Kommandos  if,  case,  while und  until, sowie in dem Abschnitt über  Befehlsformen.

In der Bourne-Shell wird der Exit-Code des letzten aufgerufenen Programms in der Variable $? abgelegt. Üblicherweise geben Programme den Wert 0 zurück, bei irgendwelchen Problemen einen von 0 verschiedenen Wert. Das wird im folgenden Beispiel deutlich:

user@linux $ cp datei /tmp
user@linux $ echo $?
0
user@linux $ cp datie /tmp
cp: datie: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden
user@linux $ echo $?
1

Normalerweise wird man den Exit-Code nicht in dieser Form abfragen. Sinnvoller ist folgendes Beispiel, in dem eine Datei erst gedruckt, und dann - falls der Ausdruck erfolgreich war - gelöscht wird:

user@linux $ lpr datei && rm datei

Näheres zur Verknüpfung von Aufrufen steht im Kapitel über  Befehlsformen. Beispiele zur Benutzung von Rückgabewerten in Schleifen finden sich im  Anhang unter A.1.

Auch Shell-Skripte können einen Rückgabewert an aufrufende Prozesse zurückgeben. Wie das geht, steht in dem Abschnitt zu  exit.


3.2 Variablen

In einem Shell-Skript hat man - genau wie bei der interaktiven Nutzung der Shell - Möglichkeiten, über Variablen zu verfügen. Anders als in den meisten modernen Programmiersprachen gibt es aber keine Datentypen wie Ganzzahlen, Fließkommazahlen oder Strings. Alle Variablen werden als String gespeichert. Wenn die Variable die Funktion einer Zahl übernehmen soll, dann muss das verarbeitende Programm die Variable entsprechend interpretieren. (Für arithmetische Operationen steht das Programm expr zur Verfügung, siehe Zählschleifen-Beispiel unter  while)

Man muss bei der Benutzung von Variablen sehr aufpassen, wann die Variable expandiert wird und wann nicht. (Mit Expansion ist das Ersetzen des Variablennamens durch den Inhalt gemeint). Grundsätzlich werden Variablen während der Ausführung des Skriptes immer an den Stellen ersetzt, an denen sie stehen. Das passiert in jeder Zeile, unmittelbar bevor sie ausgeführt wird. Es ist also auch möglich, in einer Variable einen Shell-Befehl abzulegen. Im Folgenden kann dann der Variablenname an der Stelle des Befehls stehen. Um die Expansion einer Variable zu verhindern, benutzt man das Quoting (siehe unter  Quoting).

Wie aus diversen Beispielen hervorgeht, belegt man eine Variable, indem man dem Namen mit dem Gleichheitszeichen einen Wert zuweist. Dabei darf zwischen dem Namen und dem Gleichheitszeichen keine Leerstelle stehen, ansonsten erkennt die Shell den Variablennamen nicht als solchen und versucht, ein gleichnamiges Kommando auszuführen - was meistens durch eine Fehlermeldung quittiert wird.

Wenn man auf den Inhalt einer Variablen zugreifen möchte, leitet man den Variablennamen durch ein $-Zeichen ein. Alles was mit einem $ anfängt wird von der Shell als Variable angesehen und entsprechend behandelt (expandiert).


3.3 Vordefinierte Variablen

Es gibt eine Reihe von vordefinierten Variablen, deren Benutzung ein wesentlicher Bestandteil des Shell-Programmierens ist. Die wichtigsten eingebauten Shell-Variablen sind:

$n Aufrufparameter mit der Nummer n, n <= 9
$* Alle Aufrufparameter
$@ Alle Aufrufparameter
$# Anzahl der Aufrufparameter
$? Rückgabewert des letzten Kommandos
$$ Prozeßnummer der aktiven Shell
$! Prozeßnummer des letzten Hintergrundprozesses
ERRNO Fehlernummer des letzten fehlgeschlagenen Systemaufrufs
PWD Aktuelles Verzeichnis (wird durch cd gesetzt)
OLDPWD Vorheriges Verzeichnis (wird durch cd gesetzt)

3.4 Variablen-Substitution

Unter Variablen-Substitution versteht man verschiedene Methoden um die Inhalte von Variablen zu benutzen. Das umfaßt sowohl die einfache Zuweisung eines Wertes an eine Variable als auch einfache Möglichkeiten zur Fallunterscheidung. In den fortgeschritteneren Shell-Versionen (bash, ksh)existieren sogar Möglichkeiten, auf Substrings von Variableninhalten zuzugreifen. In der Standard-Shell benutzt man für solche Zwecke üblicherweise den Stream-Editor sed. Einleitende Informationen dazu finden sich im Kapitel über die  Mustererkennung).

Die folgenden Mechanismen stehen in der Standard-Shell bereit, um mit Variablen zu hantieren. Bei allen Angaben ist der Doppelpunkt optional. Wenn er aber angegeben wird, muss die Variable einen Wert enthalten.

Variable = Wert Setzt die Variable auf den Wert.
${Variable} Nutzt den Wert von Variable. Die Klammern müssen nicht mit angegeben werden, wenn die Variable von Trennzeichen umgeben ist.
${Variable:-Wert} Nutzt den Wert von Variable. Falls die Variable nicht gesetzt ist, wird der Wert benutzt.
${Variable:=Wert} Nutzt den Wert von Variable. Falls die Variable nicht gesetzt ist, wird der Wert benutzt, und Variable erhält den Wert.
${Variable:?Wert} Nutzt den Wert von Variable. Falls die Variable nicht gesetzt ist, wird der Wert ausgegeben und die Shell beendet. Wenn kein Wert angegeben wurde, wird der Text parameter null or not set ausgegeben.
${Variable:+Wert} Nutzt den Wert, falls die Variable gesetzt ist, andernfalls nichts.
Beispiele:
$ h=hoch r=runter l= Weist den drei Variablen Werte zu, wobei l einen leeren Wert erhält.
$ echo ${h}sprung Gibt hochsprung aus. Die Klammern müssen gesetzt werden, damit h als Variablenname erkannt werden kann.
$ echo ${h-$r} Gibt hoch aus, da die Variable h belegt ist. Ansonsten würde der Wert von r ausgegeben.
$ echo ${tmp-`date`} Gibt das aktuelle Datum aus, wenn die Variable tmp nicht gesetzt ist. (Der Befehl date gibt das Datum zurück)
$ echo ${l=$r} Gibt runter aus, da die Variable l keinen Wert enthält. Gleichzeitig wird l der Wert von r zugewiesen.
$ echo $l Gibt runter aus, da l jetzt den gleichen Inhalt hat wie r.

3.5 Quoting

Dies ist ein sehr schwieriges Thema, da hier mehrere ähnlich aussehende Zeichen völlig verschiedene Effekte bewirken. Unix unterscheidet allein zwischen drei verschiedenen Anführungszeichen. Das Quoten dient dazu, bestimmte Zeichen mit einer Sonderbedeutung vor der Shell zu 'verstecken' um zu verhindern, dass diese expandiert (ersetzt) werden.

Die folgenden Zeichen haben eine spezielle Bedeutung innerhalb der Shell:

; Befehls-Trennzeichen
& Hintergrund-Verarbeitung
( ) Befehls-Gruppierung
| Pipe
< > & Umlenkungssymbole
* ? [ ] ~ + - @ ! Meta-Zeichen für Dateinamen
` ` (Backticks) Befehls-Substitution (Die Backticks erhält man durch [shift] und die Taste neben dem Backspace.
$ Variablen-Substitution
[newline] [space] [tab] Wort-Trennzeichen

Die folgenden Zeichen können zum Quoten verwendet werden:

" " (Anführungszeichen) Alles zwischen diesen Zeichen ist buchstabengetreu zu interpretieren. Ausnahmen sind folgende Zeichen, die ihre spezielle Bedeutung beibehalten: $ ` "
' ' (Ticks) Alles zwischen diesen Zeichen wird wörtlich genommen, mit Ausnahme eines weiteren ' und \. (Die Ticks erhält man bei deutschen Tastaturen durch die Taste neben dem Backspace -- ohne [shift].)
\ (Backslash) Das Zeichen nach einem \ wird wörtlich genommen. Anwendung z. B. innerhalb von " ", um ", $ und ` zu entwerten. Häufig verwendet zur Angabe von Leerzeichen (space) und Zeilenendezeichen, oder um ein \-Zeichen selbst anzugeben.

Beispiele:

user@linux $ echo 'Ticks "schützen" Anführungszeichen'
Ticks "schützen" Anführungszeichen
user@linux $ echo "Ist dies ein \"Sonderfall\"?"
Ist dies ein "Sonderfall"?
user@linux $ echo "Sie haben `ls | wc -l` Dateien in `pwd`"
Sie haben 43 Dateien in /home/rschaten
user@linux $ echo "Der Wert von \$x ist $x"
Der Wert von $x ist 100

3.6 Meta-Zeichen

Bei der Angabe von Dateinamen können eine Reihe von Meta-Zeichen verwendet werden, um mehrere Dateien gleichzeitig anzusprechen oder um nicht den vollen Dateinamen ausschreiben zu müssen. (Meta-Zeichen werden auch Wildcards, Joker-Zeichen oder Platzhalter genannt.)

Die wichtigsten Meta-Zeichen sind:

* Eine Folge von keinem, einem oder mehreren Zeichen
? Ein einzelnes Zeichen
[abc] Übereinstimmung mit einem beliebigen Zeichen in der Klammer
[a-q] Übereinstimmung mit einem beliebigen Zeichen aus dem angegebenen Bereich
[!abc] Übereinstimmung mit einem beliebigen Zeichen, das nicht in der Klammer ist
~ Home-Verzeichnis des aktuellen Benutzers
~name Home-Verzeichnis des Benutzers name
~+ Aktuelles Verzeichnis
~- Vorheriges Verzeichnis
Beispiele:
ls neu* Listet alle Dateien, die mit 'neu' anfangen
ls neu? Listet 'neuX', 'neu4', aber nicht 'neu10'
ls [D-R]* Listet alle Dateien, die mit einem Großbuchstaben zwischen D und R anfangen (Natürlich wird in Shell-Skripten -- wie überall in der Unix-Welt -- zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden.)

3.7 Mustererkennung

Man unterscheidet in der Shell-Programmierung zwischen den Meta-Zeichen, die bei der Bezeichnung von Dateinamen eingesetzt werden und den Meta-Zeichen, die in mehreren Programmen Verwendung finden, um z. B. Suchmuster zu definieren. Diese Muster werden auch reguläre Ausdrücke (regular expression) genannt. Sie bieten wesentlich mehr Möglichkeiten als die relativ einfachen Wildcards für Dateinamen.

In der folgenden Tabelle wird gezeigt, in welchen Unix-Tools welche Zeichen zur Verfügung stehen. Eine ausführlichere Beschreibung der Einträge findet sich danach.

ed ex vi sed awk grep egrep
. X X X X X X X Ein beliebiges Zeichen
* X X X X X X X Kein, ein oder mehrere Vorkommen des vorhergehenden Ausdrucks.
^ X X X X X X X Zeilenanfang
$ X X X X X X X Zeilenende
\ X X X X X X X Hebt die Sonderbedeutung des folgenden Zeichens auf.
[ ] X X X X X X X Ein Zeichen aus einer Gruppe
\( \) X X X Speichert das Muster zur späteren Wiederholung.
\{ \} X X X Vorkommensbereich
\< \> X X X Wortanfang oder -ende
+ X X Ein oder mehrere Vorkommen des vorhergehenden Ausdrucks.
? X X Kein oder ein Vorkommen des vorhergehenden Ausdrucks.
| X X Trennt die für die Übereinstimmung verfügbaren Alternativen.
( ) X X Gruppiert Ausdrücke für den Test.

Bei einigen Tools (ex, sed und ed) werden zwei Muster angegeben: Ein Suchmuster (links) und ein Ersatzmuster (rechts). Nur die folgenden Zeichen sind in einem Ersatzmuster gültig:

ex sed ed
\ X X X Sonderbedeutung des nächsten Zeichens aufheben.
\n X X X Verwendet das in \( \) gespeicherte Muster erneut.
& X X Verwendet das vorherige Suchmuster erneut.
~ X Verwendet das vorherige Ersatzmuster erneut.
\u \U X Ändert das (die) Zeichen auf Großschreibung.
\l \L X Ändert das (die) Zeichen auf Kleinschreibung.
\E X Hebt das vorangegangene \U oder \L auf.
\e X Hebt das vorangegangene \u oder \l auf.

Sonderzeichen in Suchmustern:

. Steht für ein beliebiges *einzelnes* Zeichen, mit Ausnahme des Zeilenendezeichens.
* Steht für eine beliebige (auch leere) Menge des einzelnen Zeichens vor dem Sternchen. Das vorangehende Zeichen kann auch ein regulärer Ausdruck sein. Beispielsweise steht .* für eine beliebige Anzahl eines beliebigen Zeichens
^ Übereinstimmung, wenn der folgende Ausdruck am Zeilenanfang steht.
$ Übereinstimmung, wenn der vorhergehende Azusdruck am Zeilenende steht.
\ Schaltet die Sonderbedeutung des nachfolgenden Zeichens ab.
[ ] Steht für *ein* beliebiges Zeichen aus der eingeklammerten Gruppe. Mit dem Bindestrich kann man einen Bereich aufeinanderfolgender Zeichen auswählen ([a-e]). Ein Zirkumflex (~) wirkt als Umkehrung: [^a-z] erfaßt alle Zeichen, die keine Kleinbuchstaben sind. Ein Bindestrich oder eine schließende eckige Klammer am Listenanfang werden als Teil der Liste angesehen, alle anderen Sonderzeichen verlieren in der Liste ihre Bedeutung.
\( \) Speichert das Muster zwischen \( und \) in einem speziellen Puffer. In einer Zeile können bis zu neun solcher Puffer belegt werden. In Substitutionen können sie über die Zeichenfolgen \1 bis \9 wieder benutzt werden.
\{ \} Steht für den Vorkommensbereich des unmittelbar vorhergehenden Zeichens. \{n\} bezieht sich auf genau n Vorkommen, \{n,\} auf mindestens n Vorkommen und \{n,m\} auf eine beliebige Anzahl von Vorkommen zwischen n und m. Dabei müssen n und m im Bereich zwischen 0 und 256 liegen.
\< \> Steht für ein Zeichen am Anfang (\<) oder am Ende (\>) eines Wortes.
+ Steht für ein oder mehrere Vorkommen des vorhergehenden regulären Ausdrucks = \{1,\}
? Steht für kein oder ein Vorkommen des vorhergehenden Ausdrucks. = \{0,1\}
| Übereinstimmung, wenn entweder der vorhergehende oder der nachfolgende reguläre Ausdruck übereinstimmen.
( ) Steht für die eingeschlossene Gruppe von regulären Ausdrücken.

Sonderzeichen in Ersatzmustern:

\     Hebt die spezielle Bedeutung des nächsten Zeichens auf.
\n Ruft das n-te Muster aus dem Puffer ab (siehe oben, unter \( \).) Dabei ist n eine Zahl zwischen 1 und 9.
& Verwendet das vorherige Suchmuster erneut als Teil eines Ersatzmusters.
~ Verwendet das vorherige Ersatzmuster erneut im momentanen Ersatzmuster.
\u Ändert das erste Zeichen des Ersatzmusters auf Großschreibung.
\U Ändert alle Zeichen des Ersatzmusters auf Großschreibung.
\l Ändert das erste Zeichen des Ersatzmusters auf Kleinschreibung.
\L Ändert alle Zeichen des Ersatzmusters auf Kleinschreibung.
\e Hebt das vorangegangene \u oder \l auf.
\E Hebt das vorangegangene \U oder \L auf.
Beispiele: Muster
Haus Die Zeichenfolge "Haus".
^Haus "Haus" am Zeilenanfang.
Haus$ "Haus" am Zeilenende.
^Haus$ "Haus" als einziges Wort in einer Zeile.
[Hh]aus "Haus" oder "haus"
Ha[unl]s "Haus", "Hals" oder "Hans"
[^HML]aus Weder "Haus", noch "Maus", noch "Laus", dafür aber andere Zeichenfolgen, welche "aus" enthalten.
Ha.s Der dritte Buchstabe ist ein beliebiges Zeichen.
^...$ Jede Zeile mit genau drei Zeichen.
^\. Jede Zeile, die mit einem Punkt beginnt.
^\.[a-z][a-z] Jede Zeile, die mit einem Punkt und zwei Kleinbuchstaben beginnt.
^\.[a-z]\{2\} Wie oben, jedoch nur in grep und sed zulässig.
^[^.] Jede Zeile, die nicht mit einem Punkt beginnt.
Fehler* "Fehle"(!), "Fehler", "Fehlers", etc.
"Wort" Ein Wort in Anführunszeichen.
"*Wort"* Ein Wort mit beliebig vielen (auch keinen) Anführungszeichen.
[A-Z][A-Z]* Ein oder mehrere Großbuchstaben.
[A-Z]+ Wie oben, jedoch nur in egrep und awk zulässig.
[A-Z].* Ein Großbuchstabe, gefolgt von keinem oder beliebig vielen Zeichen.
[A-Z]* Kein, ein oder mehrere Großbuchstaben.
[a-zA-Z] Ein Buchstabe.
[^0-9a-zA-Z] Symbole (weder Buchstaben noch Zahlen).
[0-9a-zA-Z] Jedes alphanumerische Zeichen.

Beispiele: egrep- oder awk-Muster

[567] Eine der /Zahlen 5, 6 oder 7.
fuenf|sechs|sieben Eines der Worte fuenf, sechs oder sieben.
80[234]?86> "8086", "80286", "80386", "80486".
F(ahr|lug)zeug "Fahrzeug" oder "Flugzeug"
Beispiele: ex- oder vi-Muster
\<The Wörter wie "Theater" oder "Thema".
ung\> Wörter wie "Teilung" oder "Endung".
\<Wort\> Das Wort "Wort".

Beispiele: sed- oder grep-Muster

0\{5,\} Fünf oder mehr Nullen in Folge
[0-9]-[0-9]\{3\}-[0-9]\{5\}-[0-9X] ISBN-Nummern in der Form n-nnn-nnnnn-n, das letzte Zeichen kann auch ein X sein.
Beispiele: Suchen und Ersetzen mit sed und ex. Im Folgenden werden Leerzeichen durch _ und Tabulatoren durch TAB gekennzeichnet. Befehle für ex werden mit einem Doppelpunkt eingeleitet.
s/.*/( & )/ Wiederholt die ganze Zeile, fügt aber Klammern hinzu.
s/.*/mv & &.old/ Formt eine Wortliste (ein Wort pro Zeile) zu mv-Befehlen um.
/^$/d Löscht Leerzeilen.
:g/^$/d Wie oben, im ex-Editor.
/^[_TAB]*$/d Löscht Leerzeilen und Zeilen, die nur aus Leerzeichen oder Tabulatoren bestehen.
:g/^[_TAB]*$/d Wie oben, im ex-Editor.
/ */ /g Wandelt ein oder mehrere Leerzeichen in ein Leerzeichen um.
:%s/ */ /g Wie oben, im ex-Editor.
:s/[0-9]/Element &:/ Wandelt (in der aktuellen Zeile) eine Zahl in ein Label für ein Element um.
:s Wiederholt die Substitution beim ersten Vorkommen.
:& Wie oben.
:sg Wie oben, aber für alle Vorkommen in einer Zeile.
:&g Wie oben.
:%&g Wiederholt die Substitution im ganzen Puffer.
:.,$s/Wort/\U&/g Wandelt von der aktuellen bis zur letzten Zeile das Wort Wort in Großschreibung um.
:%s/.*/\L&/ Wandelt die gesamte Datei in Kleinschreibung um.
:s/\<./\u&/g Wandelt den ersten Buchstaben jedes Wortes in der aktuellen Zeile in Großschreibung um.
:%s/ja/nein/g Ersetzt das Wort ja durch nein.
:%s/Ja/~/g Ersetzt global ein anderes Wort (Ja) durch nein (Wiederverwendung des vorherigen Ersatzmusters).

3.8 Programmablaufkontrolle

Bei der Shell-Programmierung verfügt man über ähnliche Konstrukte wie bei anderen Programmiersprachen, um den Ablauf des Programms zu steuern. Dazu gehören Funktionsaufrufe, Schleifen, Fallunterscheidungen und dergleichen.


3.9 Kommentare (#)

Kommentare in der Shell beginnen immer mit dem Nummern-Zeichen (#). Dabei spielt es keine Rolle, ob das Zeichen am Anfang der Zeile steht, oder hinter irgendwelchen Befehlen. Alles von diesem Zeichen bis zum Zeilenende (bis auf eine Ausnahme - siehe unter  Auswahl der Shell).


3.10 Auswahl der Shell (#!)

In der ersten Zeile eines Shell-Skriptes sollte definiert werden, mit welcher Shell das Skript ausgeführt werden soll. Das System öffnet dann eine Subshell und führt das restliche Skript in dieser aus.

Die Angabe erfolgt über eine Zeile in der Form #!/bin/sh, wobei unter /bin/sh die entsprechende Shell (in diesem Fall die Bourne-Shell) liegt. Dieser Eintrag wirkt nur dann, wenn er in der ersten Zeile des Skripts steht.


3.11 Null-Befehl (:)

Dieser Befehl tut nichts, außer den Status 0 zurückzugeben. Er wird benutzt, um Endlosschleifen zu schreiben (siehe unter  while), oder um leere Blöcke in  if- oder  case-Konstrukten möglich zu machen.

Beispiel: Prüfen, ob jemand angemeldet ist:
checkuser.sh
if who | grep $1 > /dev/null # who: Liste der Benutzer
                             # grep: Suche nach Muster
then :                       # tut nichts
  else echo "Benutzer $1 ist nicht angemeldet"
fi
     

3.12 Source (.)

Der Source-Befehl wird in der Form . skriptname angegeben. Er bewirkt ähnliches wie ein #include in der Programmiersprache C.

Die Datei (auf die das Source ausgeführt wurde) wird eingelesen und ausgeführt, als ob ihr Inhalt an der Stelle des Befehls stehen würde. Diese Methode wird zum Beispiel während des Bootvorgangs in den Init-Skripten benutzt, um immer wieder benötigte Funktionen (Starten eines Dienstes, Statusmeldungen auf dem Bildschirm etc.) in einer zentralen Datei pflegen zu können (siehe Beispiel unter  Ein typisches Init-Skript).


3.13 Funktionen

Es ist in der Shell auch möglich, ähnlich wie in einer 'richtigen' Programmiersprache, Funktionen zu deklarieren und zu benutzen. Da die Bourne-Shell (sh) nicht über Aliase verfügt, können einfache Funktionen als Ersatz dienen. Mit dem Kommando  exit hat man die Möglichkeit, aus einer Funktion einen Wert zurückzugeben.

Beispiel: Die Funktion gibt die Anzahl der Dateien im aktuellen Verzeichnis zurück. Aufgerufen wird diese Funktion wie ein Befehl, also einfach durch die Eingabe von count.
countfunction.sh
count () {
      ls | wc -l # ls: Liste aller Dateien im Verzeichnis
      # wc: Word-Count, zählt Wörter
}
     

3.14 Bedingungen ([ ])

Da die Standard-Shell keine arithmetischen oder logischen Ausdrücke auswerten kann, muss dazu ein externes Programm benutzt werden. (if und Konsorten prüfen nur den Rückgabewert eines aufgerufenen Programmes -- 0 bedeutet true, alles andere bedeutet false, siehe auch  Rückgabewerte) Dieses Programm heißt test. Üblicherweise besteht auf allen Systemen auch noch ein Link namens [ auf dieses Programm. Dieser Link ist absolut gleichwertig zu benutzen. Dementsprechend ist es auch zwingend erforderlich, nach der Klammer ein Leerzeichen zu schreiben. Das dient dazu, Bedingungen in if-Abfragen u. ä. lesbarer zu machen. Um dieses Konzept der Lesbarkeit zu unterstützen, sollte man diese öffnende Klammer auch wieder schließen (obwohl das nicht zwingend nötig ist).

Das test-Programm bietet sehr umfangreiche Optionen an. Dazu gehören Dateitests und Vergleiche von Zeichenfolgen oder ganzen Zahlen. Diese Bedingungen können auch durch Verknüpfungen kombiniert werden. Dateitests:

-b Datei Die Datei existiert und ist ein blockorientiertes Gerät
-c Datei Die Datei existiert und ist ein zeichenorientiertes Gerät
-d Datei Die Datei existiert und ist ein Verzeichnis
-f Datei Die Datei existiert und ist eine reguläre Datei
-g Datei Die Datei existiert und das Gruppen-ID-Bit ist gesetzt
-h Datei Die Datei existiert und ist ein symbolischer Link
-k Datei Die Datei existiert und das Sticky-Bit ist gesetzt
-p Datei Die Datei existiert und ist eine Named Pipe
-r Datei Die Datei existiert und ist lesbar
-s Datei Die Datei existiert und ist nicht leer
-t [n] Der offene Dateideskriptor n gehört zu einem Terminal;
Vorgabe für n ist 1.
-u Datei Die Datei existiert und das Setuid-Bit ist gesetzt
-w Datei Die Datei existiert und ist beschreibbar
-x Datei Die Datei existiert und ist ausführbar

Bedingungen für Zeichenfolgen:

-n s1 Die Länge der Zeichenfolge s1 ist ungleich Null
-z s1 Die Länge der Zeichenfolge s1 ist gleich Null
s1 = s2 Die Zeichenfolgen s1 und s2 sind identisch
s1 != s2 Die Zeichenfolgen s1 und s2 sind nicht identisch
Zeichenfolge Die Zeichenfolge ist nicht Null

Ganzzahlvergleiche:

n1 -eq n2 n1 ist gleich n2
n1 -ge n2 n1 ist größer oder gleich n2
n1 -gt n2 n1 ist größer als n2
n1 -le n2 n1 ist kleiner oder gleich n2
n1 -lt n2 n1 ist kleiner n2
n1 -ne n2 n1 ist ungleich n2

Kombinierte Formen:

(Bedingung) Wahr, wenn die Bedingung zutrifft (wird für die Gruppierung verwendet). Den Klammern muss ein \ vorangestellt werden.
! Bedingung i Wahr, wenn die Bedingung nicht zutrifft (NOT).
Bedingung1 -a Bedingung2 Wahr, wenn beide Bedingungen zutreffen (AND).
Bedingung1 -o Bedingung2 Wahr, wenn eine der beiden Bedingungen zutrifft (OR).
Beispiele:
while test $# -gt 0 Solange Argumente vorliegen. . .
while [ -n "$1" ] Solange das erste Argument nicht leer ist. . .
if [ $count -lt 10 ] Wenn $count kleiner 10. . .
if [ -d RCS ] Wenn ein Verzeichnis RCS existiert. . .
if [ "$Antwort" != "j" ] Wenn die Antwort nicht "j" ist. . .
if [ ! -r "$1" -o ! -f "$1" ] Wenn das erste Argument keine lesbare oder reguläre Datei ist. . .

3.15 if. . .

Die if-Anweisung in der Shell-Programmierung macht das gleiche wie in allen anderen Programmiersprachen, sie testet eine Bedingung auf Wahrheit und macht davon den weiteren Ablauf des Programms abhängig.

Die Syntax der if-Anweisung lautet wie folgt:

if-beispiel.sh
if Bedingung1
   then Befehle1
   [ elif Bedingung2
   then Befehle2 ]
   ...
   [ else Befehle3 ]
fi
     

Wenn die Bedingung1 erfüllt ist, werden die Befehle1 ausgeführt; andernfalls, wenn die Bedingung2 erfüllt ist, werden die Befehle2 ausgeführt. Trifft keine Bedingung zu, sollen die Befehle3 ausgeführt werden.

Bedingungen werden normalerweise mit dem Befehl  test formuliert. Es kann aber auch der   Rückgabewert jedes anderen Kommandos ausgewertet werden. Für Bedingungen, die auf jeden Fall zutreffen sollen steht der  Null-Befehl :) zur Verfügung.

Beispiele: Man achte auf die Positionierung der Semikoli.
test-beispiele.sh
#!/bin/sh
# Füge eine 0 vor Zahlen kleiner 10 ein:
if [ $counter -lt 10 ]; then
   number=0$counter; else number=$counter; fi

# Erstelle ein Verzeichnis, wenn es noch nicht existiert:
if [ ! -e $dir ]; then
   mkdir $dir; fi # mkdir: Verzeichnis erstellen
     

3.16 case. . .

Auch die case-Anweisung ist vergleichbar in vielen anderen Sprachen vorhanden. Sie dient, ähnlich wie die if-Anweisung, zur Fallunterscheidung. Allerdings wird hier nicht nur zwischen zwei Fällen unterschieden (Entweder / Oder), sondern es sind mehrere Fälle möglich. Man kann die case-Anweisung auch durch eine geschachtelte if-Anweisung völlig umgehen, allerdings ist sie ein elegantes Mittel um den Code lesbar zu halten.

Die Syntax der case-Anweisung lautet wie folgt:

case-beispiel-simpel.sh
#!/bin/sh
case Wert in
     Muster1) Befehle1;;
     Muster2) Befehle2;;
     ...
esac
     

Wenn der Wert mit dem Muster1 übereinstimmt, wird die entsprechende Befehlsgruppe (Befehle1) ausgeführt, bei Übereinstimmung mit Muster2 werden die Kommandos der zweiten Befehlsgruppe (Befehle2) ausgeführt, usw. Der letzte Befehl in jeder Gruppe muss mit ;; gekennzeichnet werden. Das bedeutet für die Shell soviel wie springe zum nächsten esac, so dass die anderen Bedingungen nicht mehr überprüft werden.

In den Mustern sind die gleichen Meta-Zeichen erlaubt wie bei der Auswahl von Dateinamen. Wenn in einer Zeile mehrere Muster angegeben werden sollen, müssen sie durch ein Pipezeichen (|, logisches ODER) getrennt werden.

Beispiele:
case-beispiel-fortgeschritten.sh
#!/bin/sh
# Mit dem ersten Argument in der Befehlszeile
# wird die entsprechende Aktion festgelegt:

case $1 in # nimmt das erste Argument
     Ja|Nein) response=1;;
              -[tT]) table=TRUE;;
           *) echo "Unbekannte Option"; exit 1;;
esac

# Lies die Zeilen von der Standardeingabe, bis eine
# Zeile mit einem einzelnen Punkt eingegeben wird:

while : # Null-Befehl (immer wahr, siehe unter 3.11)

do
        echo "Zum Beenden . eingeben ==> \c"
        read line # read: Zeile von StdIn einlesen
        case "$line" in
             .) echo "Ausgefuehrt"
                break;;
             *) echo "$line" >> $message ;;
        esac
done
     

3.17 for. . .

Dieses Konstrukt ähnelt nur auf den ersten Blick seinen Pendants aus anderen Programmiersprachen. In anderen Sprachen wird die for-Schleife meistens dazu benutzt, eine Zählvariable über einen bestimmten Wertebereich iterieren zu lassen (for i = 1 to 100...next). In der Shell dagegen wird die Laufvariable nicht mit aufeinanderfolgenden Zahlen belegt, sondern mit einzelnen Werten aus einer anzugebenden Liste. (Wenn man trotzdem eine Laufvariable braucht, muss man dazu die  while-Schleife mißbrauchen.

Die Syntax der for-Schleife lautet wie folgt:

for-syntax.sh
#!/bin/sh
for x [ in Liste ]
do
        Befehle
done
     

Die Befehle werden ausgeführt, wobei der Variablen x nacheinander die Werte aus der Liste zugewiesen werden. Wie man sieht ist die Angabe der Liste optional, wenn sie nicht angegeben wird, nimmt x der Reihe nach alle Werte aus $@ (in dieser vordefinierten Variablen liegen die Aufrufparameter - siehe unter  Datenströme) an. Wenn die Ausführung eines Schleifendurchlaufs bzw. der ganzen Schleife abgebrochen werden soll, müssen die Kommandos  continue bzw.  break benutzt werden.
Beispiele:

for-beispiele.sh
#!/bin/sh
# Seitenweises Formatieren der Dateien, die auf der
# Befehlszeile angegeben wurden, und speichern des
# jeweiligen Ergebnisses:

for file do
    pr $file > $file.tmp # pr: Formatiert Textdateien
done

# Durchsuche Kapitel zur Erstellung einer Wortliste (wie fgrep -f):

for item in `cat program_list` # cat: Datei ausgeben
do
        echo "Pruefung der Kapitel auf"
        echo "Referenzen zum Programm $item ..."
        grep -c "$item.[co]" chap* # grep: nach Muster suchen
done

# Ermittle einen Ein-Wort-Titel aus jeder Datei und
# verwende ihn als neuen Dateinamen:

for file do
    name=`sed -n 's/NAME: //p' $file`
    # sed: Skriptsprache zur
    # Textformatierung
    mv $file $name
    # mv: Datei verschieben
    # bzw. umbenennen
done
     

3.18 while. . .

Die while-Schleife ist wieder ein Konstrukt, das einem aus vielen anderen Sprachen bekannt ist: Die kopfgesteuerte Schleife.

Die Syntax der while-Schleife lautet wie folgt:

while-syntax.sh
#!/bin/sh
while Bedingung
do
        Befehle
done
     

Die Befehle werden so lange ausgeführt, wie die Bedingung erfüllt ist. Dabei wird die Bedingung vor der Ausführung der Befehle überprüft. Die Bedingung wird dabei üblicherweise, genau wie bei der if-Anweisung, mit dem Befehl  test) formuliert. Wenn die Ausführung eines Schleifendurchlaufs bzw. der ganzen Schleife abgebrochen werden soll, müssen die Kommandos  continue bzw.  break benutzt werden.
Beispiel:

while-beispiel01.sh
#!/bin/sh
# Zeilenweise Ausgabe aller Aufrufparameter:

while [ -n "$1"]; do
      echo $1
      shift     # mit shift werden die Parameter nach
                # Links geshiftet (aus $2 wird $1)
done
     

Eine Standard-Anwendung der while-Schleife ist der Ersatz für die Zählschleife. In anderen Sprachen kann man mit der for-Schleife eine Zählvariable über einen bestimmten Wertebereich iterieren lassen (for i = 1 to 100...next). Da das mit der for-Schleife der Shell nicht geht, ersetzt man die Funktion durch geschickte Anwendung der while-Schleife:

while-beispiel02.sh
#!/bin/sh
# Ausgabe der Zahlen von 1 bis 100:

i=1
while [ $i -le 100 ]
do
        echo $i
        i=`expr $i + 1`
done
     

3.19 until. . .

Die until-Schleife ist das Gegenstück zur while-Schleife: Die ebenfalls aus vielen anderen Sprachen bekannte Schleife.

Die Syntax der until-Schleife lautet wie folgt:

until-syntax.sh
#!/bin/sh
until Bedingung
do
        Befehle
done
     

Die Befehle werden ausgeführt, bis die Bedingung erfüllt ist. Die Bedingung wird dabei üblicherweise, genau wie bei der if-Anweisung, mit dem Befehl  test) formuliert. Wenn die Ausführung eines Schleifendurchlaufs bzw. der ganzen Schleife abgebrochen werden soll, müssen die Kommandos  continue bzw.  break benutzt werden.

Beispiel: Hier wird die Bedingung nicht per test sondern mit dem Rückgabewert des Programms grep formuliert.
until-beispiel.sh
#!/bin/sh
# Warten, bis sich der Administrator einloggt:

until who | grep "root"; do
      # who: Liste der Benutzer
      # grep: Suchen nach Muster
      sleep 2 # sleep: warten
done
echo "Der Meister ist anwesend"
     

3.20 continue

Die Syntax der continue-Anweisung lautet wie folgt:

continue-syntax.sh
#!/bin/sh
continue [ n ]
     

Man benutzt continue um die restlichen Befehle in einer Schleife zu überspringen und mit dem nächsten Schleifendurchlauf anzufangen. Wenn der Parameter n angegeben wird, werden n Schleifenebenen übersprungen.


3.21 break

Die Syntax der break-Anweisung lautet wie folgt:

break-syntax.sh
break [ n ]
     

Mit break kann man die innerste Ebene (bzw. n Schleifenebenen) verlassen ohne den Rest der Schleife auszuführen.


3.22 exit

Die Syntax der exit-Anweisung lautet wie folgt:

exit-syntax.sh
exit [ n ]
     

Die exit-Anweisung wird benutzt, um ein Skript zu beenden. Wenn der Parameter n angegeben wird, wird er von dem Skript als Exit-Code zurückgegeben.


3.23 Befehlsformen

Es gibt eine Reihe verschiedener Möglichkeiten, Kommandos auszuführen:

Befehl & Ausführung von Befehl im Hintergrund
Befehl1 ; Befehl2 Befehlsfolge, führt mehrere Befehle in einer Zeile aus
(Befehl1 ; Befehl2) Subshell, behandelt Befehl1 und Befehl2 als Befehlsfolge
Befehl1 | Befehl2 Pipe, verwendet die Ausgabe von Befehl1 als Eingabe für Befehl2
Befehl1 `Befehl2` Befehls-Substitution, verwendet die Ausgabe von Befehl2 als Argumente für Befehl1
Befehl1 && Befehl2 AND, führt zuerst Befehl1 und dann (wenn Befehl1 erfolgreich war) Befehl2 aus
Befehl1 || Befehl2 OR, entweder Befehl1 ausführen oder Befehl2 (Wenn Befehl1 nicht erfolgreich war)
{ Befehl1 ; Befehl2 } Ausführung der Befehle in der momentanen Shell
Beispiele:
nroff Datei & Formatiert die Datei im Hintergrund
cd; ls Sequentieller Ablauf
(date; who; pwd) > logfile Lenkt alle Ausgaben um
sort Datei | lp Sortiert die Datei und druckt sie
vi `grep -l ifdef *.c` Editiert die mittels grep gefundenen Dateien
grep XX Datei && lp Datei Druckt die Datei, wenn sie XX enthält
grep XX Datei || lp Datei Druckt die Datei, wenn sie XX nicht enthält

3.24 Datenströme

Eines der markantesten Konzepte, das in Shell-Skripten benutzt wird, ist das der Datenströme. Die meisten der vielen Unix-Tools bieten die Möglichkeit, Eingaben aus der sogenannten Standard-Eingabe entgegenzunehmen und Ausgaben dementsprechend auf der Standard-Ausgabe zu machen. Es gibt noch einen dritten Kanal für Fehlermeldungen, so dass man eine einfache Möglichkeit hat, fehlerhafte Programmdurchläufe zu behandeln indem man die Fehlermeldungen von den restlichen Ausgaben trennt.

Es folgt eine Aufstellung der drei Standardkanäle:

Datei-Deskriptor Name Gebräuchliche Abkürzung Typischer Standard
0 Standardeingabe stdin Tastatur
1 Standardausgabe stdout Terminal
2 Fehlerausgabe stderr Terminal

Die standardmäßige Eingabequelle oder das Ausgabeziel können wie folgt geändert werden:

Einfache Umlenkung:
Befehl > Datei Standardausgabe von Befehl in Datei schreiben. Die Datei wird überschrieben, wenn sie schon bestand.
Befehl >> Datei Standardausgabe von Befehl an Datei anhängen. Die Datei wird erstellt, wenn sie noch nicht bestand.
Befehl < Datei Standardeingabe für Befehl aus Datei lesen.
Befehl1 | Befehl2 Die Standardausgabe von Befehl1 wird an die Standardeingabe von Befehl2 übergeben. Mit diesem Mechanismus können Programme als Filter für den Datenstrom eingesetzt werden. Das verwendete Zeichen heißt Pipe.

Umlenkung mit Hilfe von Datei-Deskriptoren:
Befehl >&n Standard-Ausgabe von Befehl an den Datei-Deskriptor n übergeben.
Befehl m>&n Der gleiche Vorgang, nur wird die Ausgabe, die normalerweise an den Datei-Deskriptor m geht, an den Datei-Deskriptor n übergeben.
Befehl >&- Schließt die Standard-Ausgabe.
Befehl <&n Standard-Eingabe für Befehl wird vom Datei-Deskriptor n übernommen.
Befehl m<&n Der gleiche Vorgang, nur wird die Eingabe, die normalerweise vom Datei-Deskriptor m stammt, aus dem Datei- Deskriptor n übernommen.
Befehl <&- Schließt die Standard-Eingabe.

Mehrfach-Umlenkung:
Befehl 2> Datei Fehler-Ausgabe von Befehl in Datei schreiben. Die Standard-Ausgabe bleibt unverändert (z. B. auf dem Terminal).
Befehl > Datei 2>&1 Fehler-Ausgabe und Standard-Ausgabe von Befehl werden in die Datei geschrieben.
(Befehl > D1) 2>D2 Standard-Ausgabe erfolgt in die Datei D1; Fehler-Ausgabe in die Datei D2.
Befehl | tee Dateien Die Ausgaben von Befehl erfolgen an der Standard-Ausgabe (in der Regel: Terminal), zusätzlich wird sie vom Kommando tee in die Dateien geschrieben.

Zwischen den Datei-Deskriptoren und einem Umlenkungssymbol darf kein Leerzeichen sein; in anderen Fällen sind Leerzeichen erlaubt.
Beispiele:

cat Datei1 > Neu Schreibt den Inhalt der Datei1 in die Datei Neu.
cat Datei2 Datei3 >> Neu Hängt den Inhalt der Datei2 und der Datei3 an die Datei Neu an.
mail name < Neu Das Programm mail liest den Inhalt der Datei Neu.
ls -l | grep "txt" | sort Die Ausgabe des Befehls ls -l (Verzeichnisinhalt) wird an das Kommando grep weitergegeben, das darin nach txt sucht. Alle Zeilen, die das Muster enthalten, werden anschließend an sort übergeben und landen dann sortiert auf der Standardausgabe.

Gerade der Mechanismus mit dem Piping sollte nicht unterschätzt werden. Er dient nicht nur dazu, relativ kleine Texte zwischen Tools hin- und herzureichen. An dem folgenden Beispiel soll die Mächtigkeit dieses kleinen Zeichens gezeigt werden:

Es ist mit den passenden Tools unter Unix möglich, eine ganze Audio-CD mit zwei Befehlen an der Kommandozeile zu duplizieren. Das erste Kommando veranlaßt, dass die TOC (Table Of Contents) der CD in die Datei cd.toc geschrieben wird. Das dauert nur wenige Sekunden. Die Pipe steckt im zweiten Befehl. Hier wird der eigentliche Inhalt der CD mit dem Tool  cdparanoia ausgelesen. Da kein Dateiname angegeben schreibt cdparanoia die Daten auf seine Standardausgabe. Diese wird von dem Brennprogramm cdrdao übernommen und in Verbindung mit der TOC on the fly auf die CD geschrieben.

cd-kopieren.sh
#!/bin/sh
cdrdao read-toc --datafile - cd.toc
cdparanoia -q -R 1- - | cdrdao write --buffers 64 cd.toc
     


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